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von Sue Sikking
Mit
Visionen im Herzen bewegen.
Mit unseren Veröffentlichungen möchten wir weiterführende Impulse für Ihr Leben schenken.
Lieber Freund,
ich beeile mich, Dir zu antworten: „Du hast nicht versagt“,
wenn Du mit Versagen meinst,
dass Du Dich als unzulänglich erwiesen habest oder
an ein Ende gekommen seiest. Nein,
Du hast nicht versagt. Es gibt eine seltene,
alte Bedeutung des Wortes „versagen“ und die ist
„etwas ungetan lassen“. In
diesem Sinne haben wir alle versagt, weil wir Dinge ungetan lassen.
Das meiste
von dem, was wir Sünden nennen, sind Sünden der Unterlassung. Wir unterlassen
es,
Dinge zu tun. Wir unterlassen es, die Dinge zu vollenden oder die Kraft zu
gebrauchen, die uns
gehört. Wir versagen vor dem Verständnis so vieler Dinge,
die wichtig sind und so vieler Dinge,
die um uns vorgehen. Eben jetzt, an
diesem Punkt unserer Entwicklung gibt es mancherlei Tätigkeit
unter der
Oberfläche, aber wir verbringen weiterhin zu viel Zeit mit oberflächlichen
Dingen. Eine
Generation stirbt und eine andere wird geboren. Wir sind die
Zwischengeneration.
Die Welt stöhnt vor Veränderung. Der einzelne Mensch
schreit, unfähig, es zu verstehen, weil er glaubt,
dass er sein Bestes getan
hat. Er fragt: „Warum versage ich? Warum zerbricht alles?“ Er versteht nicht,
dass Veränderung, eine große Veränderung, jetzt vor sich geht. Diese Veränderung dient
nicht dem Bösen
oder der Zerstörung, sondern einem neuen Anfang. Dinge
zerbrechen und ersetzen sich immer wieder in
unserem Leben. Das Alte hat seine
Zelte abgebrochen, das Neue zieht ein.
Die Belange der neuen Zeit sind um uns aufgestapelt wie die
Kisten und Fässer eines Umzugstages.
Es gibt einen neuen Bewohner. Dieser neue
Bewohner der Erde ist ein Mensch des Friedens und der
Liebe und der
Naturgesetze. Dieser Mensch war immer in unserem Herzen und Geist, ist aber in
der
äußeren Welt niemals vollkommen hervorgetreten. Der alte Bewohner war der
Mann der Angst,
der Furcht und der Sorge. Der neue Bewohner ist der Mensch des
Friedens und der inneren Kraft.
Wir waren und sind beides: Der neue Mensch und
der alte Mensch. Der alte Mensch ist verschlissen;
er ist unmodern. Wir werden
der neue Mensch. Wir sind enttäuscht, weil wir vorläufig weder der eine noch
der andere sind.
Wir können an dem, was geschieht, nichts ändern. Wir können
nicht einhalten oder zurückhalten. Wir sind
in dem großen Kreis der Entwicklung
des Menschen gefangen und das ist wunderbar, wenn wir verstehen,
was uns
geschieht. Wir betreten einen neuen Platz auf einem neuen Weg. Wir stellen
fest, dass wir uns nicht
mehr als ein Einzelwesen denken können, sondern als eine
Einheit, die zum Universum gehört, die sich im
Einklang mit der ganzen
Menschheit bewegt. Das besagt nicht, dass wir alle gleich sind. Wir werden
vereint
sein ohne Uniformität und doch verschieden.
Wir wollen uns nicht zu sehr darum bemühen, die
Veränderungen zu verstehen, damit wir uns nicht darin verlieren.
Wir können die
Veränderungen im Leben ebenso wenig aufhalten, wie wir die Gezeiten des Meeres
aufhalten
können; so wollen wir uns also dem Leben überlassen. Wir wollen nicht
zu dem alten Menschen, der wir gewesen
sind, zurückkehren und ein Versagen
beweinen. Wir wollen uns entspannen, rühren und für alles, was geschieht,
bewusst bereit sein.
Die Dinge mögen verwirrend sein, aber wir erreichen eine
neue Ausgeglichenheit. Du sagst vielleicht:
„Es ist zu spät“ oder „Es ist
später, als Du denkst.“ Aber ich sage: „Es ist größer, als Du denkst.“ Es ist
hier
und es ist größer als unsere persönliche Wahl. Wir werden alle
einbegriffen in ein lebendiges, atmendes
Ganzes. Wenn wir aufblicken würden von
dem, was wir das Versagen nennen, wenn wir fortblicken würden
von den
Verhältnissen, würden wir etwas ganz anderes sehen. Ich weiß, wir denken, dass
das sehr schwer
zu bewerkstelligen sei, aber dieses Wegblicken ist der
Schlüssel zum Leben. Der Geist in jedem von uns ist
so mächtig, dass er
unaufhörlich schafft. Er schafft alles, worauf wir ihn konzentrieren. Je mehr
wir an Versagen, Probleme, Verhältnisse denken, umso eher erscheinen sie in
unserem Leben. Wenn wir unseren Geist auf sie konzentrieren, schaffen wir sie.
Das ist die Wahrheit. Gleiches schafft Gleiches - vom Samen im Boden bis zu
den
Gedanken im Geiste des Menschen.
Blicke fort von Deinen eigenen persönlichen Problemen und
Situationen. Blicke fort, gewinne eine neue
Schwingung, stehe auf, denke an
etwas anderes als Deine Nöte und Schwierigkeiten. Höre auf, Dich zu
verurteilen. Höre auf, über Dein Versagen zu reden (es sei denn, natürlich,
dass Du das Versagen willst).
Höre auf, über Arbeitslosigkeit oder Mangel oder
irgendwelche Dinge, die Du nicht wünschst, zu klagen.
Widme Dich kühn und mutig
dem Guten. Glaube an das Gute in jedem Verhältnis und jeder Situation. Ich
weiß, dass es manchmal schwierig ist, das Gute zu sehen, wenn Dich die Dinge
bedrücken. Wenn Du
verstehst, dass Du das wirst, was Du siehst, dann
entscheidest Du, was Du ansiehst und was Du in Deinem
Leben wünschst. Du
wünschst kein Versagen, nicht einmal für einen Augenblick. So betrachte auch
nicht
das Versagen, unterstütze es nicht. Mache Dir keine Sorgen wegen Deiner
Familie oder wegen anderer
Menschen. Auch sie sind in einer großen Veränderung.
Das Licht leuchtet über uns allen und durch uns alle.
Du denkst vielleicht, dass Du viele Fehler gemacht hast.
Richte Dich nicht selbst, denn Du hast alles gemäß
Deiner besonderen
Entwicklungsphase und der jeweiligen Umstände getan. Alles, was je gewesen ist,
steht in direkter Beziehung zu dem, was jetzt ist. Keine Zeit ist getrennt von
der Zeit, die vorausging oder
von der Zeit, die noch kommen soll. Alle
vergangenen Erlebnisse, die Du gut oder schlecht genannt hast,
haben Dich zu
dieser gegenwärtigen Zeit gebracht. Auf keinem anderen Wege hättest Du zum
Heute kommen
können. Was kommen soll, hängt davon ab, was Du denkst und fühlst.
Befreien wir also Geist und Herz. Befreien wir unseren Geist
von Versagen, von Lust und Mangel und unser
Herz von Angst und Sorge. Versuchen
wir nicht, uns umzukrempeln. Wir sind schon in Ordnung und wir brauchen
uns nur
unserer selbst, unseres wahren Selbst, bewusst zu werden und unseren Geist von
der armen, kranken, versagenden Person zu befreien, zu der wir uns im Geiste
gemacht haben.
Könnten wir nur einen kleinen Augenblick hinter unsere
Probleme und Aufgaben blicken, würden wir in einer wunderbaren Welt erwachen,
die noch außer Sicht ist. Die alte Welt bleibt, aber wir ändern uns. Es ist
kein
Grund zur Beunruhigung. Wir brauchen uns mit unserem kranken, armen,
unglücklichen Leben nicht abzufinden,
denn es gibt ein viel größeres,
befriedigenderes, erfüllenderes Leben. Unsere Ängste, unsere Zweifel, unsere
Überzeugungen müssen befreit werden und wir müssen neu beginnen.
Sei nicht entmutigt, wenn Du zu versagen scheinst. Es sind
nur die alten Ideen, die alten Bewusstseinszustände,
die alten Wege, die
wegfallen. Bedenke nur, dass der alte Mensch der Angst und Entmutigung der
Mensch ist,
der Du warst ‑ aber es gibt einen neuen Menschen, der Du sein
sollst. Du bist wie ein Schmetterling, der aus
einer Puppe schlüpft und mit der
Raupe keinerlei Ähnlichkeit mehr hat.
Wir sagen nicht, dass an dem alten Menschen, der Du gewesen
bist, zu seiner Zeit etwas falsch war. Wir wollen
unsere Vergangenheit und das,
was wir gewesen sind, genauso wenig verdammen wie Pferd und Wagen, die
dem
Menschen so lange und so treu gedient haben. Lasst uns erkennen, dass es neue
Transportmittel gibt und
wir können dann nicht an das Alte gebunden bleiben. Es
gibt einen neuen Weg, dem Leben zu begegnen, einen
neuen Zustand des Seins, ein
Einssein mit anderen Menschen und die ganze Autorität gehört uns. Wir können
nicht beim Alten bleiben. Wir müssen die Veränderung durchführen - uns selbst
zum Trotz.
Der alte Mensch glaubte an die äußere Welt und der
ausschließliche Glaube an die äußere Welt ist Materialismus.
Der Materialismus
fällt, wenn der Mensch an etwas glaubt, was er nicht sehen kann. Die
physikalische und materielle Welt hat ihren Platz im Plan des Lebens, aber die
materiellen Dinge sind eine Wirkung und nicht eine Ursache. Die Probleme des
Lebens zu verneinen ist Torheit, aber zu behaupten, dass nichts dagegen getan
werden kann, ist Beschränktheit. Die Probleme des Lebens liegen vor uns und wir
sind ausgerüstet, mit ihnen fertig zu werden. Dies ist der Sinn unseres
Daseins. Man kann an allem etwas tun.
Wir gehen täglich vorwärts, ob wir es wissen oder nicht.
Unsere Aufgabe ist es, uns zu regen und zuzulassen,
dass die Dinge in uns
geschehen. Wir müssen uns in Geist und Herz dieser großen Veränderung ergeben,
die
uns auferlegt ist. Wenn wir von Schwierigkeiten, Versagen und Angst
herausgefordert werden, wollen wir nicht
entmutigt sein; lasst uns vielmehr
erkennen, dass dies alles Veränderung ist und dass wir sie vollziehen. Das
Gute
muss kommen und gesegnet ist der, durch den es kommt. Die Maßstäbe der Welt
wandeln sich und das
Gute bekommt einen großen Wert. Der Mensch wird sich
seiner eigenen Größe und der Kraft seines eigenen
Geistes bewusst.
Lass Dich von niemand ins Versagen hineinreden. Rede Dich
auch nicht selbst hinein. Wende Dich vom
Versagen ab und es kann für Dich kein
Versagen geben. Du wirst finden, dass Versagen Veränderung ist
und Veränderung
ist immer Wachstum. Du hast nur dann versagt, wenn Du Veränderung als Versagen
annimmst.
Du hast nur dann versagt, wenn Du Versagen mit Deinem Geiste
unterstützt. Dein Geist gehört Dir, damit Du ihn gebrauchst und Dein Gutes
gehört Dir, damit Du es besitzt. So binde sie aneinander ‑
Deinen Geist und
Dein Gutes.
Mit freundlicher Genehmigung des FRICK VERLAGS Pforzheim veröffentlichen wir Kapitel aus dem Buch von Sue Sue Sikking: Ein Brief an Adam