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von Sue Sikking
Geben und Empfangen -
Das Unerwartete
von Charles Fillmore
Lieber Freund,
ich nehme an, Geld ist der meist besprochene und für einige Menschen auch der kostbarste Gebrauchsartikel in der Welt. Geld ist ein Tauschmittel; es ist jede Form oder jeder Nennwert von Münze oder Papier, das gesetzmäßig umläuft und den Wünschen und Nöten des Menschen entspricht. Das Wort money (Geld, vgl. Moneten) leitet sich von dem Beinamen der antiken römischen Göttin Juno mit dem Beinamen Moneta ab. Im Tempel der Juno wurde nämlich Geld geprägt.
Geld wurde für den Gebrauch des Menschen geschaffen, um den
Vorgang des Gebens und Nehmens zu
vereinfachen. Ursprünglich tauschte der
Mensch etwas, das er besaß, gegen etwas, das er brauchte. Er gab etwas, das ihm
wert war, für etwas, das einem anderen Menschen wert war. Perlen, Muscheln,
Schmuckstücke, Goldstaub oder Gewürze wurden getauscht. Manchmal wurden Zeit
und Mühe getauscht oder Vieh oder Schafe. Der Mensch lernte bauen, fischen und
jagen. Der Jäger handelte sein Wildbret gegen den Bau einer Unterkunft oder
gegen einen Topf voll Fische. Der einzige Wert, den etwas hat, ist der Wert,
den der Mensch ihm mit seinem Geiste beimisst. Alles, was vom menschlichen
Geiste nicht bemerkt wird, hat keinen Wert. Andererseits wird es, wenn er
seinen Geist darauf richtet, entsprechend seinen Gedanken und der Notwendigkeit
dafür wertvoll.
Es gab eine Zeit, da war Salz der wichtigste
Gebrauchsartikel. Es war unerlässlich für die Konservierung
von Lebensmitteln
und für das Leben des Menschen lebenswichtig. Wer das Salz eines Königs aß,
schuldete ihm die höchste Treue. Aß man Brot und Salz miteinander, schmiedete
man ein unverbrüchliches Leben der Freundschaft. Worauf Du immer Deinen Geist richtest, das ziehst Du in der
äußeren Welt an Dich.
Wenn Du Geld wünschst, dann denke Geld, sprich Geld,
konzentriere Dich aufs Geld. Dies ist das Gesetz, dass Gleiches einander
anzieht. Wenn wir Beifall und Ruhm wünschen, konzentrieren wir unseren Geist
darauf, die Menschheit zu erfreuen und zu beeindrucken. Wenn wir ein inneres
Gefühl der Ausgeglichenheit und des Wohlbefindens haben möchten, müssen wir
unseren Geist auf Liebe und Frieden, auf Freude und gutes Gefühl konzentrieren.
Manchmal sind wir so sehr in Mangel, Angst und Versagen versenkt, dass wir
unseren Geist nicht mehr auf Dinge konzentrieren können, die über diese Dinge
hinausgehen. Aber hier geschieht unser Werk. Wir müssen unseren eigenen Geist
durch ein neues Interesse erheben und auch dadurch, dass wir einen Wandel
unserer Konzentration herbeiführen.
Was immer wir im Leben wünschen, darauf müssen wir uns
konzentrieren. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was für uns wichtig ist.
Natürlich ändern wir uns von Zeit zu Zeit. Wir ermüden an den Dingen und suchen
nach Menschen und unberührbaren Werten, dass sie uns Zufriedenheit schenken.
Wir müssen bedenken, dass Menschen geliebt und Dinge gebraucht werden sollen.
Manchmal geraten wir ganz durcheinander ‑ wir lieben die Dinge und wir
gebrauchen die Menschen. Wir müssen unsere Werte in Ordnung bringen.
Manche Menschen sammeln Geld um des Geldes willen. Das ist
die Midasverfassung des Bewusstseins, aus welcher der Geist wünscht, dass
alles, was er berührt, sich in Gold verwandelt. Aber die Schwierigkeit ist,
dass diese Menschen anders als der Midas des Altertums nicht den Fluss finden,
in dem sie baden und sich wieder befreien können, den Fluss, der hinterher
goldenen Sand hatte, den Fluss der wahren Werte.
Manche Menschen sammeln Geld um der Sicherheit willen. Sie
werden enttäuscht, weil die Sicherheit nicht im Geld gefunden wird. Totale
Sicherheit ist innere Sicherheit, die mit Geld nicht erkauft werden kann.
Manche Menschen sammeln Geld, um Macht über andere Menschen
zu haben ‑ um Menschen zu kaufen und zu verkaufen ‑ um mit Herzen und Seelen zu
handeln. Und doch braucht kein Mensch gekauft oder verkauft zu werden, weil er
selbst die Kraft hat, seinen Geist zu gebrauchen und den Wert seines eigenen
Lebens zu bestimmen.
Manche Menschen sammeln Geld, damit sie alle nötigen Dinge
haben und noch darüber hinaus, um zu sparen und abzugeben. Das ist wunderbar,
solange wir über dem Verdienen nicht den Sinn unseres Lebens verfehlen und
damit enden, dass wir Angst haben, etwas abzugeben, Angst haben, selbst unseren
Lieben zu trauen. Geld hat eine merkwürdige Wirkung: Es hat die Kraft, die
Menschen zu hypnotisieren. Sie werden plötzlich durch eine Kraft überwältigt,
die sie gegen den wahren Wert eines anderen Menschen, einer anderen Frau oder
eines anderen Kindes blind macht.
Ich höre Dich sagen, dass Geld aber auch gut ist und so ist
es. Geld ist gut, wenn genug da ist, um das Leben bequem und schön zu machen.
Das Wichtigste von allem ist, dass wir die Dinge haben, die wir brauchen. Wir
sind geschaffen, dass wir die Dinge haben sollen, die für ein vollkommenes und
fortschrittliches Leben nötig sind. Wenn wir sie nicht haben, sollten wir es
überprüfen und fragen: „Warum nicht? Wo fehlt es mir?“
Halte Dich auf diesen
inneren Punkt konzentriert, denn Du wirst niemals herausfinden, warum Dir Dein
Gutes mangelt, wenn Du außerhalb Deiner selbst suchst. Was immer Du gebrauchen
oder wünschen kannst, ist jetzt in Dir.
Die meisten von uns haben nur ein kleines Bruchstück von dem Guten, das für uns anzunehmen bestimmt ist. Die größte Wahrheit, die dem Menschen offenbart wurde, die größte Wiederentdeckung des Zeitalters ist die Wahrheit, dass unsere objektive Welt im unsichtbaren, unberührbaren Geiste des Menschen ihre Quelle hat.
Die einfache Wahrheit ist die, dass alles, was Du
wünschen oder verlangen kannst, aus Deinem Inneren hervorgebracht wird. Deine
Denkgewohnheit ist der Schlüssel zu Deinem Guten. Woran denkst Du zuerst
hinsichtlich der Dinge, die Du brauchst? Ist Dein erster Gedanke der, dass Du
sie nicht haben kannst, dass
sie außerhalb Deiner Reichweite liegen? Bedenke,
dass Dein Gutes aus dem Reiche des Denkens und nicht aus irgendeiner äußeren
Quelle kommt.
Wir sind zu allen Zeiten eins mit unserem Guten, aber wir
bezeugen es selten. Wir haben alle Arten von Ideen, warum es uns vorenthalten
wird. Wir denken, wir hätten nicht die nötige Ausbildung oder Gelegenheit oder
wir wären schlecht gewesen und hätten deshalb unser Gutes nicht. Manchmal
denken wir, wir hätten nichts anderes als Pech. Das sind alles
Entschuldigungen. Eine Entschuldigung ist das Aufspüren einer äußeren Ursache,
anstatt den inneren Grund zu erkennen. Welches ist Deine Entschuldigung?
Wenn Du glaubst, dass Dir Dein Gutes vorenthalten wird wegen
irgendeines Ereignisses in Deinem Leben,
wegen eines Fehlschlages, einer
Verwirrung oder wegen etwas, das schon geschehen ist und dass Du nichts daran
machen kannst, dann wirst Du Dein Gutes nicht haben. „Aber wie kann ich es
haben?“, fragst Du.
Es ist einfach. Zuerst musst Du wissen, dass Deine Wünsche
gerechtfertigt sind ‑ dass Du Dinge und Menschen nicht benötigen könntest, wenn
sie nicht für Dich gedacht wären. Alles, was für Dich gedacht ist, erscheint
zuerst als eine Idee in Deinem eigenen Geiste. Deshalb gehört Dir Dein Gutes.
Es kam aus Deinem eigenen Geist und Wesen und ist dort zu einem bestimmten
Zweck, um nämlich in Deinem Leben und in Deinen Angelegenheiten verwirklicht zu
werden.
Zweitens musst Du wissen, dass Du die einzige lebendige
Seele bist, die diese Dinge in Dein Leben bringen kann. Du bist der Hersteller
Deines persönlichen Guten. Du selbst bist das Maß von allem, was Du bist und
von allem, was Du hast. Bedenke, dass ein Litergefäß nur einen Liter fassen
kann, ein Fenster von einem Quadratmeter kann nicht mehr Licht einlassen. Ein
dreisträngiges Seil kann nur ein bestimmtes Gewicht heben. Nur was Du in Deinem
Geiste als für Dich möglich annehmen kannst, kannst Du haben. Du bist bereit,
Dein Gutes zu haben, ich weiß es. Aber bist Du bereit, Deinen Geist von Deinen
Ängsten und Begrenzungen zu befreien?
Lasst uns den Becher unseres Geistes empor halten, damit er
gefüllt wird. Lasst uns unseren Geist nicht nur auf unser Gutes, sondern auf
das Gute aller Menschen richten und konzentrieren. Dieser Wunsch wird der Same
unseres Lebens sein.